Sommer-Special: Anaphylaxie-Notfallmedikamente vor Hitze schützen

In ganz kurz:

In diesem Nuss-Ecken-Artikel erfährst du, wann und warum und wie du die Anaphylaxie Notfall Medikamente bei heißen Temperaturen schützen solltest.

Sommer-Hitze-Notfallmedikamente

Disclaimer:

Dieser Text enthält allgemeinverständliche, alltagspraktische Hinweise rund um die üblichen Anaphylaxie-Notfall-Medikamente. Diese Hinweise richten sich an Laien und ersetzen keinesfalls eine individuelle medizinische oder pharmazeutische Beratung. Und: Ich nenne in diesem Text beispielhaft einzelne Hersteller Namen und stehe mit keiner der genannten Firmen in Verbindung. Ich erhalte weder Geld noch Gegenleistung und habe keinen Werbeauftrag („unbezahlte Werbung“?).

Umgang mit den Notfallmedikamenten an heißen Sommertagen:

Zu diesem Thema, insbesondere in Bezug auf den Adrenalin-Autoinjektor, erreichen mich im Sommer immer zahlreiche Fragen, die ich hier gerne für dich beantworten möchte. Alternativ findest du die Inhalte auch zum Anhören im Nuss-Knacker-Podcast:

Ebenfalls häufige Fragen im Sommer beziehen sich auf mögliche Anaphylaxieschulungen für Erzieher*innen und Lehrer*innen rund um Nahrungsmittelallergien und Anaphylaxie in der Kita und Schule. Hierzu findest du am Ende des Textes wertvolle Hinweise!

Hitze-Schutz bei Notfallmedikamenten

Was bedeutet eigentlich „Hitze“?

Grundsätzlich gilt natürlich für Medikamente immer das, was in der jeweiligen Packungsbeilage steht. Meistens heißt es dort zum Thema Aufbewahrung:

Nicht über 25°C lagern“ oder auch „vor Hitze schützen“.

Hitze bezieht sich bei Medikamenten i.d.R. auf Temperaturen über 25°C, d.h. es wurden die zur Zulassung notwendigen standardisierten Testungen bei 25°C durchgeführt, und somit kann die volle Wirkung des Medikamentes bei sachgerechter Lagerung bis zu dieser Temperatur garantiert werden.

Bei diesem Wert geht es allerdings um die Temperatur des Medikamentes, und nicht um die Außentemperatur. Soll heißen: Wenn draußen 26°C sind, die Medikamente sich aber im Haus an einem kühlen, schattigen Platz befinden, werden ja im Medikament selbst keine 26°C erreicht; eine Kühlung wäre hier noch nicht notwendig.

Der Hinweis „vor Hitze schützen“ oder „nicht über 25°C lagern“ hat also unter anderem eine rechtliche Komponente.

„Hitze“ fängt allerdings in unseren Breiten eher ab 30°C aufwärts an – zumindest für mein Verständnis. Und da wird es spannend!

Was passiert bei Hitze über 25°C?

Erstmal passiert gar nicht sooo viel…

Die Notfallmedikamente sind für den Alltag und für die Anwendung durch Laien gemacht. Sie sind also so gedacht, dass sie immer und jederzeit überall mit hingenommen werden können.

Daher geht es nicht darum, akribisch darauf zu achten, ob das Thermometer vielleicht gerade die 25°C-Grenze überschritten hat, oder z.B. einen Hallenbad-Besuch im Winter mit kurzzeitig erhöhter Raumtemperatur gleich mit einer Kühlung zu überbrücken.

Wenn wir uns vorstellen, dass auch von Allergikern in wärmeren Ländern Anaphylaxie-Notfallsets und Adrenalin-Pens mitgeführt werden, dann ist auch für diese Klimazonen eine Alltagstauglichkeit gegeben, ohne dass gleich ab 25°C jederzeit gekühlt werden müsste.

Insofern: 25°C ist die Grenze, bis zu der eine volle Wirksamkeit von Herstellerseite garantiert werden kann. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass der Pen automatisch gleich verdirbt oder nicht mehr wirkt, wenn er mal wärmer geworden sein sollte.

Die Alltagstauglichkeit geht in diesem Zusammenhang von einer Toleranz von bis zu +/- 15°C aus – und das ist schon eine ganze Menge, denn dann werden aus den vorgegebenen 25°C auf einmal bis zu 40°C!

Natürlich sollte man es nicht darauf ankommen lassen und schon wesentlich früher anfangen zu kühlen. Wir persönlich fahren seit vielen Jahren gut damit, bei Temperaturen von konstant über 30°C zu kühlen, bzw. in Situationen mit wenig Schatten, z.B. bei einer Radtour oder an einem Strandtag.

Adrenalin-Autoinjektor nicht der prallen Sonne aussetzen

Natürlich darf man den Adrenalin-Pen (und auch die anderen Medikamente) keinesfalls ungeschützt in die pralle Sonne legen. Nicht nur wegen der Hitze, sondern auch wegen der Lichtempfindlichkeit des Wirkstoffs. Aber auch hier kommt es darauf an, wie lange und intensiv das Medikament tatsächlich der direkten Sonne ausgesetzt war, und ob es danach sichtbar verdorben ist oder lediglich die volle Wirkung nicht mehr garantiert ist.

Adrenalin-Autoinjektor: Sichtfenster prüfen!

Alle Adrenalin-Autoinjektoren haben ein Sichtfenster, durch das man erkennen kann, ob die Flüssigkeit innen drin noch klar ist.

Auch der Emerade© hat ein solches Sichtfenster, allerdings etwas versteckt unter dem weißen Aufkleber, damit das Innere vor Licht geschützt ist. Man sieht in einer Ecke einen kleinen Pfeil, wo man den Aufkleber ganz leicht anheben und dann durchs Sichtfenster schauen kann.

Ist die Flüssigkeit verfärbt oder sind Ausflockungen zu erkennen?

Dann ist das Medikament nicht mehr in Ordnung und sollte gegen ein neues ausgetauscht werden.

Jeder Pen ist besser als KEIN Pen!

Ganz wichtig:

Natürlich sollte ein Pen, der tatsächlich viel zu heiß geworden ist oder im Sichtfenster erkennbare Veränderungen zeigt, gegen einen neuen Pen ausgetauscht werden.

ABER:

Ein eventuell weniger wirksamer Pen ist im akuten Anaphylaxie-Notfall immer noch besser als gar keinen Pen anzuwenden! Man kann mit dem Medikament keinen Schaden anrichten, und eine möglicherweise abgeschwächte Wirkung ist immer noch mehr als gar keinen Wirkstoff zu verwenden.

Wie kann man den Adrenalin-Pen vor Hitze schützen?

Spezielle Kühltaschen für Medikamente

Es gibt diverse spezielle isolierte Taschen und Kühltaschen für Medikamente, die man z.B. im Diabetiker-Bedarf finden kann. Solche Taschen haben meist eine isolierte Schicht und ein Fach für ein Kühlpack; teilweise sind sie auch wasserabweisend.

Auch die speziellen Anaphylaxie-Notfalltaschen, die es mittlerweile gibt, bieten z.T. ein Fach für ein Kühlpack. Beispiele findest du hier in meinem 👉Blogartikel zu Anaphylaxie-Notfalltaschen.

Kühlung durch Verdunstung

Ich persönlich bin großer Fan von Kühltaschen, die mit Verdunstungskühle arbeiten, weil das sehr gut funktioniert. Solche Taschen findest du online z.B. unter den Namen FRIO, FRIGO oder DIA-COOL.

In diesen Taschen befinden sich Gel-Kügelchen, die sich mit Wasser vollsaugen und dann dieses Wasser über einen längeren Zeitraum nach und nach wieder in die Luft abgeben. Durch diesen Verdunstungsprozess wird somit ohne weiteres Zutun Kühlung erzeugt.

Was du hierbei beachten solltest:

  • Innenmaße beachten: Die Taschen sind für (kleinere!) Insulin-Pens gemacht, nicht für Adrenalin-Pens, d.h. für Adrenalin-Pens sind die beschriebenen Innenmaße relevant und nicht die Anzahl der „Pens“, die laut Beschreibung hineinpasst.
  • Innen Feuchteschutz: Die Taschen sind innendrin feucht, d.h. die Medikamente brauchen einen Feuchteschutz (z.B. einen Gefrierbeutel).
  • Außen Luft: Verdunstung kann nur funktionieren, wenn Wasser in die Luft abgegeben wird, d.h. die Taschen müssen „atmen“ können – sonst gibt es keinen Kühleffekt und die textile Außenschicht beginnt zu schimmeln!

Wasserdichte Taschen

Eine weitere Möglichkeit sind wasserdichte Taschen, die man im Wassersport-Bedarf bekommt. Diese können hilfreich sein, wenn man z.B. im Urlaub mit Notfallmedikamenten auf einem Boot unterwegs ist.

Wasserdichte Taschen gibt es in diversen Größen – von der Handytasche nur für einen Pen und das Asthma-Spray, bis hin zum großen Sack für alle möglichen Utensilien. Hier würde man wiederum ein Kühlpack mit reingeben, und schon kann der Ausflug aufs Wasser starten!

Solche Taschen gibt es z.T. günstig bei Decathlon, sowie überall dort, wo es Wassersport-Zubehör zu kaufen gibt.

Lifehacks zur Kühlung von Notfallmedikamenten bei Hitze

Neben den genannten Lösungen kann man natürlich auch alles mögliche verwenden, was man auch sonst zum Kühlen bzw. zum Isolieren verwendet:

  • Gel-Kühlpack in ein dünnes Tuch einwickeln und mit in die übliche Notfalltasche legen
  • Kühlbox oder Kühltasche fürs Picknick beim Ausflug – einfach die Medikamente mit hineinlegen (Achtung, sie dürfen nicht an- oder einfrieren!)
  • Thermoskanne oder Warmhalte-Behälter für Babynahrung aus Styropor mit eingewickeltem Kühlpack – alles, was warmhält, hält auch kühl…
  • in Zeitungspapier einweickeln – auch das isoliert für eine Weile
  • feuchtes Küchenhandtuch oder feuchten Waschlappen für selbst erzeugten Verdunstungseffekt – hält für eine Weile

Nicht im Kühlschrank lagern

Wichtig ist, dass die Medikamente selbst nicht feucht und nicht zu kalt werden dürfen. So sollten (bzw. bei manchen auch: dürfen) sie nicht im Kühlschrank gelagert werden. Zum einen, weil manche Medikamente nicht zu kühl werden dürfen – an dieser Stelle verweise ich nochmal ausdrücklich auf die Packungsbeilage der einzelnen Medikamente! Zum anderen, weil ein Kühlschrank nicht überall mit hin „wandert“, die Notfall-Medikamente aber jederzeit, immer und ohne Ausnahme zum betroffenen Allergiker gehören!

Zusammengefasst: Notfallmedikamente im Sommer

  • Schutz vor Hitze ist wichtig, allerdings im alltagspraktischen Rahmen.
  • Der Wert von 25 Grad bezieht sich auf die von den Herstellern garantierte Wirksamkeit.
  • Es gibt spezielle Taschen und Kühlsysteme, die gut geeignet sind, um die Notfall Medikamente vor Hitze und direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Wer keine solche Tasche zur Hand hat, kann sich mit anderen Kühl- bzw. Isolier-Möglichkeiten gut behelfen.

Hier nun noch die versprochene

Übersicht: Anaphylaxieschulungen für Kitas und Schulen

Du findest bei mir 3 verschiedene Schulungsmöglichkeiten:

  • 👉“20 Minuten Anaphylaxie“: Die fertige Präsentation inkl. Anleitung, mit der du selbst innerhalb von ca. 20 Minuten die Erzieher*innen und Lehrer*innen deines Kindes schulen kannst – individuell auf dein Kind anpassbar, mitwachsend und immer wieder verwendbar!
  • 👉„Anaphylaxie to go“: Die Anaphylaxieschulung zum Mitnehmen, mit Anaphylaxie-Basiswissen in 10 kurzen Videosequenzen – online, sofort, jederzeit und überall verfügbar, zum Selbstlernen, zum Immer-wieder-Auffrischen oder auch, um sie allen im Umfeld zu zeigen (z.B. in Kita oder Schule)
  • 👉Online Schulungen, die ich individuell nach vorheriger Absprache und Terminvereinbarung durchführe bzw. die du (NEU!) auch als komplette Aufzeichnung mit drei Monaten Zugriff von mir bekommen kannst. Für Terminvereinbarungen und für die Aufzeichnung schreib mir bitte eine Mail an email hidden; JavaScript is required.

Zum Schluss folgt nun

Die wichtigste Zutat für einen Sommer mit Anaphylaxie-Risiko:

GENUSS!!! 🌞🏖🍨🍹

Genießt den Sommer, genießt den Urlaub, genießt eure gemeinsame Zeit!

Das Leben ist schön – auch mit Allergien und Anaphylaxie-Risiko!

In diesem Sinne gönne ich mir jetzt ein leckeres Eis – natürlich ohne „Spuren von Nüssen“ – und wünsche dir und deinen Lieben einen wunderschönen Sommer!

Herzlichst

Kristina Schmidt

P.S. Kann Spuren von Wissen enthalten!

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