Provokationstest: Praktische Tipps für Eltern

Hat dein Kind eine (vermutete) Erdnussallergie, Nussallergie oder eine andere Nahrungsmittelallergie*

Wurde euch von ärztlicher Seite zu einer stationären oralen Provokationstestung geraten?*

In aller Kürze:

Hier bekommst du Tipps, die dir und deinem Kind das Leben vor, während und nach einem Provokationstest erleichtern, d.h. wie ihr…

  • gut auf eine orale Provokationstestung vorbereitet seid,
  • währenddessen gut versorgt seid,
  • und anschließend mit den Ergebnissen gut weiterleben könnt.

Wenn du nicht sicher bist, was ein Provokationstest ist, könntest du noch diesen Artikel lesen: 👉Provokationstest bei Erdnussallergie.

Was mein Sohn zu seinen Provokations-Erfahrungen sagt, erfährst du 👉hier.

In länger – für alle, die überlegen, ob und wie man so eine stationäre Nahrungsmittelprovokation überstehen kann:

Provokationstestungen bei Kindern sind häufig mit vielen Fragezeichen versehen, vor allem bei den Eltern, aber auch bei den Kindern selbst, je nach Alter.

Ob ein solcher Test sinnvoll und notwendig ist, ist eine individuelle Entscheidung nach ärztlicher Empfehlung. Darum soll es in diesem Artikel nicht gehen.

Vielmehr geht es hier um die ganz praktischen Fragen rund um die Provokationstests.

Eine Provokation ist kein Spaziergang, so viel steht wohl fest…

Also, marschieren wir los:

(…hier auch zum Anhören im „Nuss-Knacker“-Podcast:)

Vor dem Provokationstest: Gute Vorbereitung

Fragen kostet nichts!

Mach dir eine Liste mit allen Fragen, die du der Klinik bzw. den durchführenden ÄrztInnen stellen möchtest. Dazu gehören Fragen zum genauen Ablauf der Provokation, wie z.B. in welcher Form das Allergen gegeben wird, ob du selbst ggf. den Pen setzen darfst/sollst etc., aber auch ganz praktische Fragen, z.B. wo ihr euch währenddessen aufhalten könnt, ob es ein Spielzimmer gibt, wie die Verpflegung abläuft etc.

Je mehr du vorher schon weißt und je klarer du selbst mit der Entscheidung für eine Provokation bist, umso mehr unterstützt du dein Kind.

Wenn hingegen alles in dir gegen diese Provokation rebelliert und dein Bauchgefühl dir sagt: Lasst es!, dann stellt sich die Frage, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist.

Mach dir bewusst, was das Ziel ist, was der Erkenntnisgewinn sein wird, und dass es aber auch zu Reaktionen kommen kann, die aber in einem professionellen klinischen Setting gut beobachtet und aufgefangen werden.

Packen ist das halbe Leben

Was soll ich fürs Kind einpacken?

Klingt banal, was soll man schon fürs Krankenhaus einpacken…

Bloß: So ein Provo-Tag kann ganz schön lang und langweilig sein! Daher hier meine Tipps:

Packliste: Beschäftigung fürs Kind (je nach Alter)

  • Malsachen, Bastelsets
  • Kartenspiele, kleine Brett- und Würfelspiele
  • Lego, Playmobil etc.
  • Bücher
  • „Unterhaltungsmedien“ nach Bedarf und Geschmack (Handy, Tablet etc. mit Spielen, Hörspielen, Filmen…) – Kopfhörer und Ladegeräte nicht vergessen! Achtung: Lade die Sachen möglichst vorher runter, das Krankenhaus-W-Lan ist nicht unbedingt auf Streaming-Dienste ausgelegt! 😉
  • Kuscheltier, Puppe, Spielfiguren, kleine Autos o.Ä.
  • …womit auch immer dein Kind sich sonst gern beschäftigt, vorausgesetzt, es findet drinnen im Zimmer, ohne Bewegung und ohne Essen statt, denn während einer Provokation sind Anstrengung und Essen (außer den Provo-Gaben) logischerweise untersagt.

Geschenke?

Nenn es Belohnung oder Bestechung: Dein Kind braucht Mut und Geduld, um an einer Provokation teilzunehmen, und ein Geschenk trägt bei den meisten Kindern dazu bei, die Motivation zu erhöhen!

Wenn es dann noch etwas ist, das einen Wunsch erfüllt und Beschäftigung bringt, hast du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Bei meinem Sohn z.B. waren es Lego-Bausätze, also, groß genug, um sich eine ganze Weile damit zu beschäftigen, aber nur so groß, dass es noch ins Klinik-Setting passt…

Allergiker-Essen im Krankenhaus

Kaum zu glauben, aber leider wahr: Krankenhaus-Verpflegung ist nicht automatisch allergen(spuren)frei! Manche große Provokationskliniken haben das mittlerweile gut gelöst, aber leider kannst du nicht bei jeder Klinik davon ausgehen. Manchmal bedeutet „allergenfrei“ dann auch „nicht unbedingt lecker“, wenn z.B. nur Reis mit Brokkoli serviert wird…

Von daher empfiehlt es sich, „für alle Fälle“ etwas dabei zu haben. Die Auswahl ist völlig dir und deinem Geschmack (bzw. dem deines Kindes) überlassen, aber bedenke dabei, dass du in den meisten Fällen keinen Kühlschrank zur Verfügung hast. Welche Rolle die mitgebrachten Lebensmittel während des Klinikaufenthaltes außerdem noch spielen können, erfährst du weiter unten.

Was sollten Eltern für sich selbst einpacken?

Naja, du bist schon groß 😉 und weißt selbst, was du als Begleitperson einpacken möchtest: Ein Buch (ideal übrigens: E-Book-Reader, mit denen man auch im Dunkeln noch lesen kann, wenn Kinder schon schlafen), Tablet, Strickzeug, whatever you like… Auch hier: Ladegeräte und Kopfhörer nicht vergessen!

Wichtig finde ich, etwas zum Schreiben dabei zu haben, um mir Fragen oder ärztliche Empfehlungen zu notieren. Natürlich kannst du Notizen auch in dein Handy tippen.

Mein absolut wichtigstes Packstück möchte ich dir aber nicht vorenthalten: Mein Kopfkissen!!! Krankenhauspritschen für Eltern sind so eine Sache für sich…

Mit dem Kind über den Provokationstest sprechen

Erkläre kindgerecht und altersangemessen, warum ihr eine Provokation durchführt und wie sie abläuft. Damit beziehst du dein Kind mit ein und nimmst es ernst. Kinderbücher können ungemein dabei helfen (Allergie-Kinderbücher findest du 👉hier im Blogartikel und Podcast).

Während des Klinikaufenthalts: Geduld, Beschäftigung und Ruhe bewahren

Langeweile, Anspannung und Hunger – keine gute Kombination

Eine Provokation ist fürchterlich langweilig (wenn nicht reagiert wird): Man muss i.d.R. im Zimmer bleiben und darf erst nachmittags, wenn alles gut ist, das Zimmer oder das Gebäude verlassen, für einen Spaziergang oder auf den Spielplatz, falls vorhanden.

Hinzu kommt der Hunger, denn die Kinder starten die Provokation meist nüchtern und nehmen in den nächsten Stunden mit den Provokationsgaben nur wenig zu sich. Essen dürfen sie nicht, um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Hier könnte das weiter oben erwähnte mitgebrachte Essen eine Rolle spielen, quasi als Motivation für den Nachmittag, z.B. „Jetzt hältst du noch durch, und wenn die Provo vorbei ist, bekommst du deine Lieblingskekse“ oder so ähnlich…

Du siehst also: Ablenkung und Beschäftigung sind wirklich wichtig, daher die Packliste, siehe oben.

Hinzu kommt die Anspannung, die zwar meist bei den Eltern größer ist als bei den Kindern, die sich aber durchaus auf die Kinder übertragen kann. Insofern: Bleib möglichst ruhig, auch wenn es schwerfällt!

Sehr hilfreich ist es, für den Nachmittag eine Ablösung zu organisieren (derzeit unter Corona-Bedingungen nicht oder kaum möglich, aber es kommen ja hoffentlich wieder bessere Zeiten), damit du mal rausgehen und durchschnaufen kannst!

Nach dem Provokationstest: Mit dem Ergebnis leben

Wenn alles überstanden ist, gilt es erstmal, sich zu erholen: Macht etwas Schönes zusammen, ein wenig Familienzeit, ein schöner Ausflug…

Lasst das Ergebnis und die ärztlichen Empfehlungen erstmal sacken, und vor allem: Wenn etwas unklar ist, fragt nochmal nach!

Gleichzeitig geht es darum, die Empfehlungen im Alltag umzusetzen.

Meidung oder Toleranzerhaltung?

Egal, welche Variante als Ergebnis herausgekommen ist: Nehmt es ernst, informiert das betroffene Umfeld darüber (Familie, Kita/Schule etc.) und stellt euch langfristig darauf ein.

Sollte sich die Allergie bestätigt haben, hilft eine Anaphylaxieschulung weiter, sowohl euch als Eltern, als auch den ErzieherInnen und LehrerInnen und natürlich eurem Kind selbst. Auch eine allergologisch versierte Ernährungsberatung ist hilfreich. Wie gesagt, immer mit Blick auf den jeweiligen Bedarf.

Solltet ihr die Klinik „allergiefrei“ wieder verlassen: Herzlichen Glückwunsch, jetzt geht es an die Toleranzerhaltung! Was genau das in eurem konkreten Fall bedeutet, besprecht ihr mit den zuständigen ÄrztInnen oder mit einer qualifizierten Ernährungsberatung.

Wann auch immer ihr eine Provokationstestung vor euch habt:

Ich wünsche euch von Herzen alles Gute und vor allem positive (also: negative) Ergebnisse!

Herzlichst

Kristina Schmidt

P.S. Kann Spuren von Wissen enthalten!

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*Dieser Text stellt keine medizinische Beratungsleistung dar und ersetzt keinen Arztbesuch!

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